Die Wahl zwischen einer 24-Stunden-Pflege zu Hause (korrekt: 24-Stunden-Betreuung) und der herkömmlichen ambulanten Pflege zählt zu den entscheidendsten Fragen, die Verwandte während der Zeit der Pflegebedürftigkeit beantworten müssen. Beide Modelle weisen deutliche Vorteile auf und sind für verschiedene Situationen geeignet.
Mit diesem Artikel können Sie die Unterschiede nachvollziehen und eine sichere Entscheidung treffen.
Wie definiert man ambulante Pflege?
Die ambulante Pflege wird von einem professionellen Pflegedienst durchgeführt (der bei der Pflegekasse zugelassen ist und über einen Versorgungsvertrag verfügt), der mehrmals täglich zu bestimmten Zeiten in das Zuhause der pflegebedürftigen Person kommt. Die Aufgaben sind klar definiert und beziehen sich vor allem auf medizinische und pflegerische Tätigkeiten.
Typische Leistungen der ambulanten Pflege
- Medikamentengabe
- Verbandswechsel
- Blutdruck- und Blutzuckerkontrollen
- Unterstützung bei Körperpflege und Hygiene
- Mobilisation
- Behandlungspflege nach ärztlicher Verordnung
Die Einsätze dauern meist 20–45 Minuten und erfolgen nach einem festen Tourenplan.
Vorteile
- Medizinisch geschulte Fachkräfte
- Leistungen werden zum großen Teil von der Pflegeversicherung übernommen (Verrechnung über Pflegesachleistung oder nach Verordnung (Behandlungspflege)
- Gute Ergänzung zur familiären Betreuung
Nachteile
- Keine längere Anwesenheit der Pflegeperson
- Bei Demenz oder sturzgefährdeten Personen oft unzureichend
- Zeitdruck durch Pflegedienst-Touren
Was bedeutet 24-Stunden Pflege zuhause?
Bei der 24-Stunden Pflege zieht eine Betreuungskraft in den Haushalt der pflegebedürftigen Person ein und bietet eine verlässliche Betreuung und Unterstützung im Alltag.
Die Stärke dieses Modells liegt in der tatsächlichen Anwesenheit: Die Betreuungskraft ist vor Ort, kocht, begleitet, hilft und sorgt für Sicherheit – auch an Feiertagen und an Wochenenden.
Typische Leistungen
- Grundpflege (Waschen, Ankleiden etc.)
- Haushaltsführung (Kochen, Putzen, Einkaufen)
- Aktivierung & Beschäftigung
- Begleitung zu Terminen
Vorteile
- Anwesenheit schafft Sicherheit
- Ideal für Demenz oder hohe Betreuungsbedürfnisse
- Hohe emotionale Entlastung der Angehörigen
- Das Zuhause bleibt erhalten
Nachteile
- Höhere monatliche Kosten als ambulante Pflege
- Betreuungskräfte benötigen ein eigenes Zimmer/Verpflegung
- Rechtliche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein. Es gelten auch beim Entsendemodell gesetzliche Arbeitszeitvorgaben. D.h. die Betreuungskraft hat festgelegte Arbeits- und Ruhezeiten und Anspruch auf den Mindestlohn.
Größter Unterschied: Präsenz vs. punktuelle Pflege
Der entscheidende Unterschied lässt sich einfach zusammenfassen:
| Kriterium | 24-Stunden Pflege | Ambulante Pflege |
| Anwesenheit | Betreuungskraft wohnt im Haushalt | Pfleger kommt 1–3× täglich |
| Betreuungsumfang | Vollzeit-Betreuung + Haushalt + Aktivierung | Medizinische und pflegerische Aufgaben |
| Kostenmodell | Monatliche Pauschale | Abrechnung pro Einsatz |
| Zielgruppe | Menschen mit hohem Betreuungsbedarf | Menschen mit punktuellem Pflegebedarf |
| Nachtbetreuung | Nach Absprache /Arbeitszeit | Nicht vorgesehen |
| Demenzbetreuung | Gut geeignet | Eingeschränkt geeignet |
Kosten im Vergleich
Pflegeleistungen ab 2025 (SGB XI)
|
Leistung |
PG 1 |
PG 2 |
PG 3 |
PG 4 |
PG 5 |
|
Pflegegeld (monatlich) |
0 € |
347 € |
599 € |
800 € |
990 € |
|
Pflegesachleistungen (monatlich) |
– |
796 € |
1.497 € |
1.859 € |
2.299 € |
|
Entlastungsbetrag (monatlich) |
131 € |
131 € |
131 € |
131 € |
131 € |
|
Teilstationäre Tages- und Nachtpflege (monatlich) |
–* |
721 € |
1.357 € |
1.685 € |
2.085 € |
|
Kurzzeit- & Verhinderungspflege (Jahresbetrag ab 1.7.2025) |
– |
3.539 € |
3.539 € |
3.539 € |
3.539 € |
|
Vollstationäre Pflege – Zuschuss (monatlich) |
131 € |
805 € |
1.319 € |
1.855 € |
2.096 € |
* PG 1: Nutzung meist über den Entlastungsbetrag (131 €).
Ambulante Pflege
- Viele Leistungen werden von der Pflegekasse übernommen
- Zuzahlungen je nach Pflegegrad
- Bei mehreren Einsätzen pro Tag entstehen Zusatzkosten
24-Stunden Pflege zuhause
- Verrechnung / Zuschüsse über Pflegegeld, Verhinderungspflege und steuerliche Vorteile möglich
- In vielen Fällen kann eine 24 Stunden Pflege, je nach Modell, günstiger als ein Pflegeheim sein.
Rechtssicherheit: ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal
Bei der ambulanten Pflege ist die rechtliche Situation klar: Die Pflegekräfte sind in Deutschland angestellt.
Bei der 24-Stunden Pflege ist ein Aspekt besonders wichtig:
⚠️ Achtung: Hoher Risikofaktor Scheinselbstständigkeit!
Beschäftigen Sie keine gewerbetreibenden Betreuungskräfte, die auf eigene Rechnung arbeiten.
In der häuslichen Betreuung liegt in den meisten Fällen Scheinselbstständigkeit vor.
Das kann zu Nachzahlungen, Bußgeldern oder strafrechtlichen Konsequenzen führen.
Nutzen Sie immer eine Agentur, die nach der EU-Entsenderichtlinie arbeitet. Während meiner 35- jährigen Praxis habe ich festgestellt, dass immer mehr Agenturen Selbstständige an Familien vermitteln. Ich finde, dass dies ein Risiko ist, das für Familien nicht unerheblich ist.
Welche Option passt zu welchem Pflegebedarf?
Ambulante Pflege ist ideal bei:
- Punktuellem Bedarf (z. B. nur morgens und abends Hilfe)
- Noch relativ selbstständigen Senioren
- Klarem medizinischem Fokus (z. B. Injektionen, Verbände)
24-Stunden Pflege ist ideal bei:
- Demenz (nach sorgfältiger Prüfung der Allgemeinumstände)
- Sturzrisiko
- Wenn Angehörige weit entfernt wohnen oder berufstätig sind
- Wenn ein Heimeinzug vermieden werden soll
Praktische Beispiele
Fall 1 – ambulante Pflege reicht aus
Frau M., 79, hat Pflegegrad 2.
Sie benötigt Unterstützung morgens und abends, erledigt vieles noch allein und ist geistig fit.
➡️ Ambulanter Pflegedienst ist ausreichend.
Fall 2 – 24-Stunden Betreuung ist notwendig
Herr S., 82, hat Demenz, läuft umher und vergisst oft zu essen.
Angehörige sind überfordert.
➡️ Eine 24-Stunden Betreuungskraft ist ideal.
Beide Modelle ergänzen sich – aber sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben
Die ambulante Pflege deckt medizinische Tätigkeiten und punktuelle Pflege ab.
Die 24-Stunden Pflege bietet Sicherheit, Nähe, emotionale Unterstützung und eine kontinuierliche Betreuung.
Viele Familien entscheiden sich heute für eine Kombination:
➡️ 24-Stunden Betreuung + ambulante Pflege für medizinische Leistungen.
So entsteht ein Rundum-Betreuungssystem – und die pflegebedürftige Person kann weiterhin zuhause leben.
Ihr nächster Schritt
Wenn Sie unsicher sind, welches Modell zu Ihrer Situation passt, helfen wir Ihnen gern weiter.
Das kostenlose Pflegehandbuch „Ratgeber Pflege“ vom Bundesministerium für Gesundheit bietet ebenfalls einen umfassenden Überblick. Zudem finden Sie auf der Website der Stiftung Deutsche Schlaganfall‑Hilfe einen Überblick über hilfreiche Hilfsmittel im Haushalt.
Wir freuen uns, mit Ihnen über die Optionen der häuslichen Betreuung zu sprechen. Bei Interesse melden Sie sich bitte einfach bei uns.
Wir unterstützen Sie gerne dabei, die optimale Lösung für Ihre Familie zu finden.
Quellen: Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit-Pflege zuhause



