Burnout vermeiden – Selbstfürsorge für pflegende Angehörige

Überforderung durch Pflege
Inhaltsverzeichnis

Pflegende Angehörige sind Tag und Nacht im Einsatz. Sie kümmern sich, organisieren, trösten und übernehmen Verantwortung – oft ohne Pause.

Doch wer sich dauerhaft verausgabt, riskiert körperliche und seelische Erschöpfung: das sogenannte Pflege-Burnout.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Anzeichen frühzeitig erkennen, gezielt vorbeugen und Ihre eigene Gesundheit schützen – damit Sie stark bleiben, für sich und Ihre Angehörigen.

💡 Was bedeutet Burnout in der Pflege?

„Burnout“ bezeichnet einen Zustand tiefer Erschöpfung, der durch dauerhaften Stress, Überforderung und fehlende Erholungsphasen entsteht.

Pflegende Angehörige sind besonders gefährdet, weil sie körperlich, emotional und organisatorisch stark belastet sind – oft über viele Jahre hinweg.

Typische Ursachen:

ständige Verantwortung ohne Ausgleich

Schlafmangel und körperliche Belastung

fehlende Unterstützung oder Wertschätzung

Schuldgefühle, wenn man Hilfe annimmt

soziale Isolation

⚠️ Erste Warnsignale erkennen

Ein Burnout entwickelt sich schleichend. Achten Sie auf diese Warnzeichen:

körperliche Symptome: dauerhafte Müdigkeit, Verspannungen, Kopfschmerzen, Schlafprobleme

emotionale Symptome: Reizbarkeit, Traurigkeit, Rückzug, innere Leere

Verhalten: ständige Unruhe, Grübeln, Pflichtgefühl bis zur Erschöpfung

Gedanken: „Ich darf nicht krank werden“, „Ich schaffe das schon irgendwie“

💬 Tipp:

Wenn Sie sich immer häufiger erschöpft fühlen oder merken, dass Sie kaum noch Freude empfinden – nehmen Sie diese Signale ernst. Sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hilferuf Ihres Körpers.

🧭 1. Akzeptieren Sie, dass Sie nicht alles allein schaffen müssen

Viele Angehörige glauben, „gute Pflege“ bedeutet, immer da zu sein.

Doch niemand kann dauerhaft rund um die Uhr leisten.

Akzeptieren Sie, dass es in Ordnung ist, Hilfe anzunehmen – und dass Entlastung keine Schwäche, sondern Verantwortung ist.

Mögliche Entlastungen:

Verhinderungspflege: wenn Sie eine Pause brauchen

Tagespflege: stunden- oder tageweise Betreuung

Entlastungsbetrag (131 € pro Monat): finanzielle Unterstützung für Haushaltshilfe oder Alltagsbegleiter

Pflegedienste: übernehmen Aufgaben wie Körperpflege oder Medikamentengabe

👉 Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel:

Entlastungsleistungen für pflegende Angehörige

🧘‍♀️ 2. Sorgen Sie bewusst für Ausgleich und Ruhe

Pflege ist nur dann auf Dauer möglich, wenn Sie sich regelmäßig erholen.

Planen Sie daher feste „Ich-Zeiten“ ein – kleine Pausen wirken oft Wunder.

Hilfreiche Gewohnheiten:

Tägliche Spaziergänge oder Atemübungen

Musik hören, Lesen oder ein Hobby pflegen

Ein kurzer Mittagsschlaf oder 10 Minuten Stille

Treffen mit Freunden oder Angehörigengruppen

💡 Tipp:

Führen Sie ein „Energie-Tagebuch“: Notieren Sie, was Ihnen Kraft gibt – und tun Sie davon mehr.

🧩 3. Struktur hilft gegen Stress

Ein strukturierter Alltag reduziert das Gefühl von Überforderung.

Erstellen Sie einen Pflegeplan mit klaren Abläufen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten.

So gewinnen Sie Kontrolle über Ihren Tag und vermeiden Chaos.

Nützliche Werkzeuge:

Wochenkalender oder Pflege-Apps

Medikamentenplan (sichtbar am Kühlschrank oder im Pflegeordner)

To-do-Listen mit Prioritäten („Wichtig“, „Kann warten“)

👉 Inspiration finden Sie im Artikel:

Pflege im Alltag organisieren – Struktur und Entlastung für Angehörige

💬 4. Reden Sie über Ihre Gefühle

Viele Angehörige verschweigen ihre Erschöpfung – aus Angst, andere zu belasten.

Doch Schweigen verstärkt den Druck. Sprechen Sie offen über Ihre Situation – mit Familie, Freunden oder professionellen Beratern.

Hilfreiche Ansprechpartner:

Hausärzte und Psychotherapeuten

Pflegeberatung der Pflegekasse

Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

Telefonseelsorge oder Online-Beratungsstellen

Gemeinsam Lösungen zu finden, hilft, wieder Perspektive zu gewinnen.

💰 5. Nutzen Sie Ihre gesetzlichen Ansprüche

Als pflegende Angehörige haben Sie Rechte und finanzielle Unterstützung – viele davon werden kaum genutzt:

Pflegezeitgesetz: bis zu 6 Monate Freistellung vom Beruf (unbezahlt, aber mit Kündigungsschutz)

Familienpflegezeit: bis zu 24 Monate Teilzeit mit staatlichem Darlehen

Rentenversicherung: Pflegekasse zahlt Rentenbeiträge, wenn Sie mind. 10 Stunden pro Woche pflegen

Unfallversicherung: Schutz über die gesetzliche Unfallversicherung bei Pflegetätigkeit

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Pflegekasse oder dem Pflegestützpunkt Ihrer Region.

🌿 6. Grenzen setzen – und Schuldgefühle loslassen

Sie dürfen Nein sagen.

Wenn Aufgaben Sie überfordern oder Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen kommen, ist es legitim, Hilfe einzufordern oder Unterstützung abzulehnen, die Sie nicht stemmen können.

Pflege funktioniert nur, wenn auch die Pflegenden geschützt werden.

Ihre Gesundheit ist genauso wertvoll wie die Ihres Angehörigen.

❤️ Selbstfürsorge ist keine Selbstsucht

Pflegende Angehörige leisten jeden Tag Großes – oft still und unbeachtet.

Doch um langfristig helfen zu können, brauchen Sie Pausen, Unterstützung und Achtsamkeit für sich selbst.

💛 Denken Sie daran:

Nur wer für sich sorgt, kann für andere da sein.

Erlauben Sie sich Erholung, Entlastung und Verständnis – Sie haben es verdient.

🔗 Weiterführende Artikel:

Pflege im Alltag organisieren – Struktur und Entlastung für Angehörige

Rechtliche Tipps für pflegende Angehörige

 

📘 Quellen (Stand: November 2025):

Bundesgesundheitsministerium – Pflegende Angehörige und Selbstfürsorge

Deutsche Alzheimer Gesellschaft – Ratgeber „Pflege und psychische Gesundheit“

AOK Pflegekasse – Tipps zur Burnout-Prävention für Angehörige

Caritas – Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige

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