Ein Pflegefall in der Familie – Welche Möglichkeiten gibt es?

Pflegefall in der Familie-Was tun?
Inhaltsverzeichnis

Ein Pflegefall in der Familie kann das Leben von heute auf morgen radikal verändern. Plötzlich stehen Angehörige vor der Herausforderung, die bestmögliche Pflege zu organisieren, ohne dabei die eigenen Bedürfnisse und Belastungsgrenzen aus den Augen zu verlieren. Pflege ist ein sensibles Thema, das sowohl emotionale als auch praktische Aspekte berührt. Welche Möglichkeiten gibt es, wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird? In diesem Artikel beleuchten wir verschiedene Optionen, die Familienangehörigen offenstehen, und zeigen, wie man die Balance zwischen optimaler Versorgung und persönlicher Lebensqualität finden kann.

1. Pflege zu Hause – Die häusliche Pflege als Herzensangelegenheit

Viele Familien möchten ihre pflegebedürftigen Angehörigen in den eigenen vier Wänden versorgen. Dies kann aus emotionalen Gründen der bevorzugte Weg sein, da der Pflegebedürftige in seiner vertrauten Umgebung bleiben kann. Allerdings bringt die häusliche Pflege Herausforderungen mit sich:

Pflegende Angehörige: Oft übernehmen Partner, Kinder oder nahe Verwandte die Pflege. Diese Option kann die familiären Bindungen stärken, ist jedoch auch eine große körperliche und psychische Belastung. Wichtig ist, sich als pflegender Angehöriger Unterstützung zu suchen, sei es durch ambulante Pflegedienste oder Pflegekurse, die wichtige Pflegetechniken vermitteln.

Ambulante Pflegedienste: Wenn die Pflege durch Angehörige allein nicht bewältigt werden kann, bieten ambulante Pflegedienste Entlastung. Sie übernehmen medizinische und pflegerische Aufgaben wie Wundversorgung, Körperpflege oder Medikamentengabe und kommen nach Absprache regelmäßig ins Haus. Dies ermöglicht es, einen Großteil der Pflege in professionelle Hände zu geben, ohne dass der Pflegebedürftige seine vertraute Umgebung verlassen muss.

Tagespflege: Eine weitere Möglichkeit ist die Tagespflege, bei der der Pflegebedürftige tagsüber in einer Pflegeeinrichtung betreut wird, während er die Nacht zu Hause verbringt. Dies entlastet pflegende Angehörige und bietet dem Pflegebedürftigen zugleich soziale Kontakte und therapeutische Angebote.

2. Stationäre Pflege – Pflegeheime als langfristige Lösung

In vielen Fällen ist es trotz aller Bemühungen und Unterstützung durch ambulante Dienste nicht möglich, eine sog. Rund-um-die-Uhr-Pflege zu Hause zu gewährleisten. Besonders eine zu kleine Wohnung ohne Schlafmöglichkeit für eine Pflegehilfe, schafft hier das aus für diese Möglichkeit. Auch bestimmte Grade einer Erkrankung empfehlen sich nicht für diese Art der Versorgung. Hier kann die stationäre Pflege in einem Pflegeheim die beste Lösung sein. Pflegeheime bieten eine umfassende Betreuung in einem professionellen Umfeld und sind vor allem dann sinnvoll, wenn der Pflegebedarf sehr hoch ist, beispielsweise bei schwerer Demenz oder körperlichen Einschränkungen, die eine spezialisierte Pflege erfordern.

Die Entscheidung für ein Pflegeheim ist oft schwer und emotional belastet. Es ist wichtig, sich ausreichend Zeit für die Auswahl einer geeigneten Einrichtung zu nehmen. Pflegeheime unterscheiden sich stark in ihrer Qualität und den angebotenen Leistungen. Regelmäßige Besuche, Gespräche mit dem Personal und die Einbeziehung des Pflegebedürftigen in den Entscheidungsprozess sind essenziell, um das Gefühl zu vermitteln, dass er gut versorgt ist.

3. Die sog. 24-Stunden-Betreuung – Eine Zwischenlösung oder Dauerlösung

Zwischen der häuslichen Pflege und dem Pflegeheim gibt es die Möglichkeit der sogenannten 24-Stunden-Betreuung, bei der eine Pflegekraft im Haushalt des Pflegebedürftigen lebt und eine intensive Betreuung gewährleistet. Diese Option wird häufig von Familien gewählt, die ihrem Angehörigen den Verbleib in der vertrauten Umgebung ermöglichen möchten, jedoch selbst nicht die Zeit oder Energie für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung haben. Es gilt zu beachten: Auch diese Pflegehilfen sind dem  deutschen Arbeitszeiten- und Mindestlohngesetz verpflichtet und arbeiten nicht Tag und Nacht.

Meist kommen Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern, da sie oft kostengünstiger sind. Diese Lösung kann eine enorme Entlastung sein, erfordert jedoch eine gute Organisation und rechtliche Absicherung, da sowohl die Wohnsituation als auch die Arbeitszeiten und Aufgaben klar geregelt sein müssen. In Deutschland gibt es aber auch wenige sog. 24- Stunden Pflegedienste mit Kassenzulassung, wie z.B. der seit über 35 Jahren tätige Pflegedienst Humanis mit festangestellten Mitarbeiter*innen. Vor Anbietern mit selbstständigen Pflegekräften raten wir wegen der Gefahr einer Scheinselbstständigkeit an dieser Stelle dringend ab.

4. Kurzzeitpflege – Eine Lösung für Übergangszeiten

Wenn plötzlich ein Pflegefall in der Familie eintritt, kann es vorkommen, dass Angehörige erst einmal überfordert sind oder eine geeignete dauerhafte Lösung suchen müssen. In solchen Fällen bietet die Kurzzeitpflege eine gute Möglichkeit, den Übergang zu überbrücken. Pflegeheime bieten oft kurzfristige Pflegeplätze an, die für wenige Wochen in Anspruch genommen werden können, beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt oder während der Genesungsphase nach einer schweren Erkrankung.

Auch für pflegende Angehörige, die eine Auszeit benötigen, kann die Kurzzeitpflege eine sinnvolle Option sein, um vorübergehend Entlastung zu finden und neue Kraft zu schöpfen.

5. Finanzielle Unterstützung und rechtliche Absicherung

Die Pflege eines Familienmitglieds kann nicht nur emotional, sondern auch finanziell eine Belastung sein. In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung:

Pflegegrad und Pflegegeld: Abhängig vom Grad der Pflegebedürftigkeit (Pflegegrad 1 bis 5) können finanzielle Mittel von der Pflegeversicherung beantragt werden. Das Pflegegeld wird direkt an pflegende Angehörige ausgezahlt, um deren Aufwand zu honorieren.

Pflegesachleistungen: Wenn ambulante Pflegedienste oder Tagespflege in Anspruch genommen werden, übernimmt die Pflegeversicherung anteilig die Kosten in Form von Sachleistungen.

Verhinderungspflege: Pflegende Angehörige haben Anspruch auf eine sogenannte Verhinderungspflege, wenn sie vorübergehend verhindert sind (z. B. durch Krankheit oder Urlaub). In diesem Fall übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten für die Vertretung.

Wichtig ist es auch, rechtzeitig über Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung nachzudenken, um sicherzustellen, dass im Ernstfall die Wünsche des Pflegebedürftigen rechtlich abgesichert sind und die Angehörigen befugt sind, im Namen des Pflegebedürftigen zu handeln.

6. Psychische und emotionale Unterstützung für Angehörige

Die Pflege eines Familienmitglieds ist oft emotional belastend. Schuldgefühle, Überforderung und das Gefühl, zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Pflegebedürftigen zerrissen zu werden, sind häufige Begleiter. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige auch auf ihre eigene psychische Gesundheit achten.

Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann entlastend wirken. Hier finden pflegende Angehörige Verständnis und Rat von Menschen, die in ähnlichen Situationen sind.

Beratungsstellen und Pflegeberatungen: Verschiedene Institutionen wie die Pflegekassen, Wohlfahrtsverbände oder spezialisierte Beratungsstellen bieten Hilfestellungen und Informationen an. Pflegeberatung unterstützt bei der Organisation, dem Umgang mit der Pflegeversicherung und der Suche nach geeigneten Pflegeangeboten.

Was bleibt, ist Gemeinsam den besten Weg finden

Ein Pflegefall in der Familie stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen und eine Lösung zu finden, die sowohl dem Pflegebedürftigen als auch den pflegenden Angehörigen gerecht wird. Ob häusliche Pflege, ambulante Dienste, Pflegeheim oder die sog. 24-Stunden-Betreuung – jede Option hat Vor- und Nachteile, die individuell bewertet werden müssen. Ebenso entscheidend ist es, rechtzeitig finanzielle und rechtliche Aspekte zu klären und emotionale Unterstützung für die pflegenden Angehörigen zu sichern. Denn nur, wenn alle Beteiligten sich wohlfühlen, kann Pflege in der Familie langfristig gelingen.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Liebe Interessentin, lieber Interessent,

mein Name ist Sarah Rogalla-Schwertfeger. Meist bin ich Ihre erste Ansprechpartnerin. Gerne beantworte ich Ihre Fragen.

Ihre Sarah Rogalla-Schwertfeger