Steigende Nachfrage nach 24-Stunden-Pflege
Die demografische Entwicklung zeigt, dass immer mehr Menschen im Alter auf Pflege angewiesen sind. Viele Familien stehen vor der Herausforderung, eine geeignete Betreuungslösung zu finden. Besonders gefragt ist die 24-Stunden-Pflege, bei der Betreuungskräfte im Haushalt der pflegebedürftigen Person leben und rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Oft wird diese Betreuung durch gewerbliche Betreuungskräfte erbracht. Doch genau hier liegt ein erhebliches Risiko für Familien: die Gefahr der Scheinselbstständigkeit.
Was sind gewerbliche Betreuungskräfte?
Gewerbliche Betreuungskräfte bieten ihre Dienstleistungen als Selbstständige an und werden von Familien oder Vermittlungsagenturen beauftragt. Sie übernehmen häusliche Pflege- und Betreuungsaufgaben, die von der Körperpflege bis zur Haushaltsführung reichen. Auf den ersten Blick erscheint dies als flexible Lösung für beide Seiten, doch in der Praxis können rechtliche Probleme auftreten.
Risiken für Familien durch gewerbliche Betreuungskräfte
Die größte Gefahr besteht in der Scheinselbstständigkeit. Eine Betreuungskraft gilt als scheinselbstständig, wenn sie offiziell als Selbstständige auftritt, tatsächlich aber wie eine Angestellte behandelt wird. Dies kann schwerwiegende Konsequenzen für die Familie nach sich ziehen.
Typische Anzeichen für Scheinselbstständigkeit:
Die Betreuungskraft hat nur einen Auftraggeber, nämlich die Familie.
Die Arbeitszeiten und Aufgaben werden von der Familie oder einer Agentur vorgegeben.
Die Betreuungskraft ist fest in den Haushalt integriert und trägt kein eigenes wirtschaftliches Risiko.
Es besteht eine enge persönliche Weisungsgebundenheit.
Rechtliche und finanzielle Folgen für Familien:
Nachzahlungen von Sozialabgaben: Stellt eine Prüfbehörde fest, dass es sich um ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis handelt, müssen die Sozialversicherungsbeiträge nachgezahlt werden.
Bußgelder und Strafen: Verstößt die Familie gegen Arbeits- oder Sozialrecht, drohen empfindliche Geldstrafen.
Haftungsrisiken: Bei Unfällen oder Schäden könnte die Familie in die Verantwortung genommen werden.
Probleme mit der Kranken- und Rentenversicherung der Betreuungskraft: Fehlt die Sozialversicherungspflicht, ist die Betreuungskraft im Ernstfall unzureichend abgesichert.
Wie können Familien sich absichern?
Um rechtliche Probleme zu vermeiden, sollten Familien große Sorgfalt walten lassen, bevor sie eine Betreuungskraft engagieren. Folgende Maßnahmen helfen, Risiken zu minimieren:
1. Zusammenarbeit mit seriösen Vermittlungsagenturen
Seriöse Agenturen vermitteln Betreuungskräfte, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden. Dies bedeutet zwar höhere Kosten, gewährleistet aber Rechtssicherheit.
2. Anmeldung als haushaltsnahe Dienstleistung
Familien können Betreuungskräfte als Minijobber oder reguläre Arbeitnehmer anmelden. So sind sie abgesichert und es besteht kein Risiko der Scheinselbstständigkeit.
3. Echte Selbstständigkeit gewährleisten
Falls eine Betreuungskraft wirklich selbstständig arbeiten soll, muss sie mehrere Auftraggeber haben, ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen und unternehmerische Risiken tragen.
Die 24-Stunden-Pflege durch gewerbliche Betreuungskräfte bietet viele Vorteile, birgt aber auch erhebliche Risiken. Familien sollten sich der rechtlichen Fallstricke bewusst sein und darauf achten, eine rechtssichere Lösung zu wählen. Eine gute Beratung und eine durchdachte Organisation sind entscheidend, um finanzielle und rechtliche Probleme zu vermeiden. Nur so kann die Pflege langfristig stabil und sorgenfrei gestaltet werden.