Wenn ein nahestehender Mensch pflegebedürftig wird, stehen viele Angehörige vor der Frage: Wie beantragt man eigentlich einen Pflegegrad richtig?
In diesem Beitrag erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie den Antrag stellen, welche Unterlagen Sie benötigen und welche typischen Fehler Sie vermeiden sollten.
🩺 Was ist ein Pflegegrad?
Der Pflegegrad gibt an, wie selbstständig eine Person ihren Alltag noch bewältigen kann.
Er hat die früheren „Pflegestufen“ abgelöst und wird von der Pflegekasse auf Basis eines Gutachtens des Medizinischen Dienstes (MD) vergeben.
Es gibt fünf Pflegegrade (1 bis 5) – je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher sind die finanziellen und praktischen Leistungen, die gewährt werden.
🧾 Schritt 1: Antrag auf Pflegegrad stellen
Der erste Schritt ist unkompliziert:
Sie stellen den Antrag direkt bei der Pflegekasse der versicherten Person.
Das geht telefonisch, schriftlich oder per E-Mail.
Die Pflegekasse gehört in der Regel zur jeweiligen Krankenkasse (z. B. AOK, TK, Barmer).
👉 Tipp:
Notieren Sie sich das Datum, den Ansprechpartner und die Uhrzeit Ihres Anrufs. So können Sie später nachweisen, wann der Antrag gestellt wurde.
🧾 Schritt 2: Formular ausfüllen & Unterlagen einreichen
Nach der Antragstellung erhalten Sie ein Formular zur Pflegebegutachtung.
Legen Sie dazu bitte alle relevanten Unterlagen bei, zum Beispiel:
Arztberichte und Entlassungsbriefe
Medikamentenpläne
Krankenhaus- oder Reha-Berichte
Eine Pflegedokumentation über den Alltag (z. B. beim Essen, Waschen, Anziehen)
Je genauer Sie den tatsächlichen Pflegeaufwand beschreiben, desto realistischer kann der Gutachter den Bedarf einschätzen.
👩⚕️ Schritt 3: Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD)
Nach Eingang des Antrags meldet sich der Medizinische Dienst (MD) (bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei Privatversicherten) zur Terminvereinbarung.
Ein Gutachter kommt dann zu einem Hausbesuch.
Wichtig:
Seien Sie bei diesem Termin unbedingt anwesend. Niemand kennt die alltäglichen Herausforderungen so gut wie Sie.
Der Gutachter prüft unter anderem:
Mobilität und Beweglichkeit
Kognitive Fähigkeiten (z. B. Orientierung, Gedächtnis)
Selbstversorgung (Essen, Körperpflege, Ankleiden)
Psychische und Verhaltensauffälligkeiten
Medikamenteneinnahme
Gestaltung des Tagesablaufs
📬 Schritt 4: Pflegegrad-Bescheid prüfen
Nach ein bis zwei Wochen erhalten Sie den Bescheid mit dem festgestellten Pflegegrad.
Darin stehen:
der bewilligte Pflegegrad (1–5)
die monatlichen Leistungen
eine Begründung der Entscheidung
👉 Tipp:
Sind Sie mit dem Ergebnis nicht einverstanden, können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen.
Begründen Sie den Widerspruch ausführlich und fügen Sie gegebenenfalls ärztliche Nachweise oder Pflegedokumentationen hinzu.
💶 Schritt 5: Leistungen richtig nutzen
Je nach Pflegegrad stehen verschiedene Leistungen zur Verfügung, zum Beispiel:
Pflegegeld, wenn Angehörige selbst pflegen
Pflegesachleistungen bei Unterstützung durch einen Pflegedienst
Entlastungsbetrag in Höhe von 131 € monatlich
Verhinderungspflege, wenn Sie eine Auszeit benötigen
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel
👉 Verhinderungspflege: Auszeit für pflegende Angehörige ( Link am Textende in rot )
Gute Vorbereitung spart Zeit und Nerven
Ein Pflegegrad-Antrag kann anfangs komplex wirken – doch mit guter Vorbereitung, ehrlicher Dokumentation und Geduld gelingt er in der Regel reibungslos.
Denken Sie daran:
Ein anerkannter Pflegegrad ist die Grundlage für alle finanziellen Hilfen, Entlastungsleistungen und Pflegeunterstützungen.
Scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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