Demenzerkrankungen wie Alzheimer schreiten schleichend voran – was anfangs nur als gelegentliche Vergesslichkeit erscheint, kann sich über Monate oder Jahre zu einem tiefgreifenden Verlust der geistigen Fähigkeiten entwickeln. Wenn die dementiellen Störungen zunehmen, sind Angehörige, Pflegende und Betroffene selbst oft überfordert. Doch es gibt Wege, damit umzugehen – medizinisch, psychologisch und im Alltag.
1. Frühzeitig handeln – nicht abwarten
Sobald sich die Symptome häufen – etwa Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen oder Probleme im Alltag – sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend. Nicht jede kognitive Verschlechterung ist sofort Alzheimer. Es können auch andere Ursachen vorliegen, etwa Depressionen, Stoffwechselstörungen oder Medikamentennebenwirkungen.
Tipp: Hausärzte sind die erste Anlaufstelle. Sie können an Fachärzte wie Neurologen oder Gedächtnisambulanzen überweisen.
2. Medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlung
Zwar ist Demenz bislang nicht heilbar, aber es gibt Medikamente, die den Verlauf verlangsamen oder Symptome lindern können – etwa Cholinesterase-Hemmer oder Memantin. Ebenso wichtig sind nicht-medikamentöse Ansätze:
Gedächtnistraining
Ergotherapie
Musik- und Kunsttherapie
Bewegung und Spaziergänge
Soziale Aktivität
Ein strukturierter Tagesablauf kann helfen, Sicherheit zu geben und Ängste zu mindern.
3. Angehörige: Belastung erkennen und Unterstützung annehmen
Wenn die Störungen zunehmen, sind oft Angehörige die Hauptpflegepersonen. Das kann körperlich, emotional und finanziell belastend sein. Wichtig ist, rechtzeitig Hilfe zu suchen:
Pflege- oder Betreuungsdienste ( z.B. sog. 24 Stunden Pflege) und Tagespflegeeinrichtungen
Beratungsstellen (z. B. Alzheimer Gesellschaft)
Pflegekurse
Selbsthilfegruppen
Wichtig: Sich selbst zu schützen, ist kein Egoismus, sondern Voraussetzung für gute Pflege.
4. Praktische Schritte für Angehörige – was jetzt zu tun ist
Gerade im fortschreitenden Verlauf brauchen Angehörige konkrete Orientierung. Diese Schritte helfen, rechtzeitig die Weichen zu stellen:
a) Hausarzt einbeziehen
Der Hausarzt kennt die Krankengeschichte und ist zentrale Anlaufstelle. Er kann:
eine erste Einschätzung vornehmen,
an Fachärzte überweisen,
Gutachten für Pflegeanträge erstellen,
Medikamente verordnen,
bei der Koordination der Versorgung helfen.
b) Pflegegrad beantragen
Ein Pflegegrad ermöglicht finanzielle Unterstützung durch die Pflegekasse. Dazu ist ein Antrag bei der Krankenkasse notwendig. Ein Gutachter des MDK (Medizinischer Dienst) oder Medicproof (bei Privatkassen) wird die Pflegebedürftigkeit einschätzen.
Leistungen bei Pflegegrad können sein:
Pflegegeld
Pflegesachleistungen (z. B. ambulanter Pflegedienst)
Zuschüsse für Wohnraumanpassungen
Kurzzeit- und Verhinderungspflege
c) Betreuung und rechtliche Vorsorge regeln
Wenn die betroffene Person nicht mehr eigenverantwortlich handeln kann:
Betreuungsgerichtliche Betreuung beantragen (über das Amtsgericht)
Alternativ: frühzeitig eine Vorsorgevollmacht erstellen
Patientenverfügung klären (z. B. für medizinische Maßnahmen am Lebensende)
d) Pflege zu Hause organisieren
Je nach Bedarf:
Unterstützung durch ambulante Pflege- oder Betreuungsdienste (sog. 24 Stunden Pflege)
Tagespflegeeinrichtungen zur Entlastung
Essen auf Rädern, Fahrdienste, Hausnotrufsysteme
Wohnumfeld anpassen (z. B. Sturzgefahr minimieren, Orientierungshilfen)
e) Langfristige Betreuung planen
Wenn häusliche Pflege nicht mehr möglich ist:
Möglichkeiten von betreutem Wohnen, Demenz-WGs oder Pflegeheimen prüfen
Wartelisten frühzeitig beachten
Finanzielle Unterstützung durch Sozialhilfeträger möglich, wenn Eigenmittel nicht ausreichen
5. Würde bewahren – Mensch bleiben
Bei aller medizinischen und organisatorischen Planung darf eines nicht vergessen werden: Menschen mit Demenz verlieren nicht ihre Persönlichkeit, auch wenn sie sich verändern. Ein liebevoller, respektvoller Umgang, der auf Erinnerungen, Emotionen und Beziehung basiert, bleibt das Wichtigste.
Empathie schlägt Perfektion.