Die Diagnose Demenz eines Familienmitglieds, wie etwa eines Großvaters, ist eine emotionale Herausforderung für die ganze Familie. Besonders Kinder benötigen einfühlsame Unterstützung, um die komplexen Veränderungen zu verstehen und mit den damit verbundenen Gefühlen umzugehen. Wie können Eltern ihre Kinder auf diese schwierige Situation vorbereiten?
1. Offene und altersgerechte Kommunikation
Kinder spüren oft instinktiv, wenn etwas nicht stimmt. Daher ist es wichtig, ehrlich, aber altersgerecht mit ihnen über die Diagnose zu sprechen. Verwenden Sie einfache Worte und Beispiele, die das Kind verstehen kann. Eine mögliche Erklärung könnte lauten:
„Großvater hat eine Krankheit, die sein Gedächtnis durcheinanderbringt. Deshalb vergisst er manchmal Dinge oder verhält sich anders.“
Vermeiden Sie komplizierte Begriffe oder zu viele Details, die das Kind überfordern könnten. Stattdessen sollten Eltern aktiv zuhören und die Kinder ermutigen, Fragen zu stellen.
Es gibt übrigens viele einfühlsame und kindgerechte Bücher, die das Thema Demenz aufgreifen und dabei helfen können, Kindern die Situation zu erklären. Diese Bücher sind oft eine wertvolle Unterstützung, um die Krankheit zu verstehen, und bieten Anregungen für Gespräche innerhalb der Familie. Hier einige Beispiele:
„Opa, was ist ein Alzheimer?“ von Eva Terhorst
Dieses Buch beantwortet auf liebevolle und kindgerechte Weise häufige Fragen zum Thema Alzheimer und Demenz und erklärt, wie sich die Krankheit auf das Leben eines Angehörigen auswirkt.
„Opa Rainer weiß nicht mehr“ von Regina Schatz
Eine berührende Geschichte, die aus der Sicht eines Kindes erzählt wird, dessen Großvater an Demenz erkrankt ist. Das Buch hilft Kindern, die Krankheit und die Veränderungen besser zu verstehen.
„Immer“ von Annet Huizing
Dieses poetisch illustrierte Buch beschreibt die besondere Beziehung zwischen einem Kind und einem an Demenz erkrankten Großelternteil und zeigt, wie wertvoll gemeinsame Momente sind.
„Ich erinnere mich an…“ von Martin Stiefenhofer
Ein Mitmachbuch, das Kinder ermutigt, gemeinsam mit dem erkrankten Familienmitglied Erinnerungen festzuhalten. Es kombiniert einfühlsame Erklärungen mit interaktiven Elementen.
„Wie Großvater vergessen hat, dass er uns liebt“ von Angelika Exner
Dieses Buch bietet einen kindgerechten Zugang zum Thema Demenz und zeigt, dass Liebe auch ohne Erinnerungen bestehen bleibt.
Diese Bücher eröffnen einen Zugang zu einem schwierigen Thema, der nicht nur verständlich, sondern auch einfühlsam ist. Sie können Gespräche anregen, Ängste lindern und den Kindern helfen, die Erkrankung eines Angehörigen besser zu verarbeiten.
Eine wertvolle Hilfe kann auch die Webseite von Wegweiser Demenz sein.
2. Emotionale Reaktionen validieren
Kinder reagieren unterschiedlich auf die Nachricht von der Demenz eines Angehörigen. Manche sind verwirrt, traurig oder wütend, andere zeigen vielleicht keine sichtbare Reaktion. Diese Gefühle sind normal und sollten von den Eltern akzeptiert werden.
Ein Satz wie „Es ist okay, wenn du traurig bist oder nicht genau weißt, wie du dich fühlst. Wir können immer darüber reden“ vermittelt dem Kind, dass es mit seinen Emotionen nicht allein ist.
3. Den Umgang mit Veränderungen erklären
Die Verhaltensänderungen, die mit einer Demenzerkrankung einhergehen, können für Kinder schwer verständlich sein. Eltern sollten darauf vorbereiten, dass der Großvater in Zukunft vielleicht Dinge vergisst oder manchmal verwirrt wirkt.
Beispielsweise könnte man erklären: „Großvater könnte manchmal nicht mehr wissen, wer du bist. Das liegt nicht daran, dass er dich nicht mehr lieb hat, sondern an seiner Krankheit.“
Zusätzlich können Kinderbücher helfen, die Situation auf eine einfühlsame und altersgerechte Weise zu erklären. Empfehlenswerte Bücher sind etwa „Opa Rainer weiß nicht mehr“ von Regina Schatz, das Demenz aus der Sicht eines Kindes schildert, oder „Immer“ von Anette Huizing, das auf berührende Weise die Beziehung zu einem erkrankten Großelternteil thematisiert.
4. Gemeinsame Zeit bewusst gestalten
Die Beziehung zwischen dem Kind und dem erkrankten Angehörigen ist weiterhin wertvoll. Eltern können Aktivitäten vorschlagen, die beiden Freude bereiten, wie etwa das Malen, einfache Spiele oder das Betrachten von Fotoalben.
Solche gemeinsamen Erlebnisse helfen dem Kind, die Verbindung zu bewahren, auch wenn sich die Kommunikation verändert. Dabei können Rituale wie das regelmäßige Erzählen von Geschichten oder das gemeinsame Anschauen alter Familienfotos eine besondere Bedeutung bekommen.
5. Rituale und Routinen stärken
Demenz bringt Unvorhersehbarkeit in den Alltag, was Kinder verunsichern kann. Umso wichtiger ist es, im eigenen Leben verlässliche Routinen zu schaffen. Klare Strukturen und besondere Rituale, wie regelmäßige Besuche beim Großvater, bieten Kindern Stabilität und ein Gefühl von Sicherheit.
6. Unterstützung suchen
Manchmal profitieren Kinder davon, mit Außenstehenden über ihre Gefühle zu sprechen. Gespräche mit einem Schulpsychologen oder Therapeuten können hilfreich sein. Auch Selbsthilfegruppen für Familien mit demenzkranken Angehörigen bieten oft spezielle Programme für Kinder an, die ihnen ermöglichen, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und Unterstützung zu finden.
Indem Eltern achtsam und einfühlsam auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen, können sie helfen, diese herausfordernde Zeit besser zu bewältigen. Kinder haben ein erstaunliches Potenzial, Veränderungen zu akzeptieren, wenn sie das Gefühl haben, sicher und verstanden zu sein.