Meine Mutter ist an Demenz erkrankt und lebt zuhause: Wann muss ich für eine Betreuung sorgen?

Ab wann Betreuung bei Demenz
Inhaltsverzeichnis

Eine Frage, die mir als Gerontologe häufig gestellt wird – und die gerade gestern wieder aufkam – lautet: „Meine Mutter ist an Demenz erkrankt und lebt zuhause: Wann muss ich für eine Betreuung sorgen?“ Diese Fragestellung hat mich dazu inspiriert, folgenden Artikel zu schreiben.

Die Diagnose Demenz trifft viele Angehörige wie ein Schlag, besonders wenn die betroffene Person ein enger Familienangehöriger wie die eigene Mutter ist. Zu Beginn der Erkrankung ist das Leben oft noch weitgehend normal, doch im Laufe der Zeit nehmen Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit und das Risiko, sich selbst in Gefahr zu bringen, oft zu. Für Angehörige stellt sich dann die schwierige Frage, wann zusätzliche Unterstützung oder eine Betreuung notwendig wird. In diesem Artikel beleuchte ich als Gerontologe die verschiedenen Anzeichen und Entscheidungskriterien, die Ihnen helfen können, die richtige Betreuung für Ihre Mutter zu finden.

Die Anzeichen für den richtigen Zeitpunkt zur Betreuung

Es gibt keine starren Regeln dafür, ab wann eine Betreuung notwendig wird, doch es gibt deutliche Anzeichen, auf die Sie achten sollten. Einige dieser Warnsignale sind:

Zunehmende Verwirrung und Desorientierung

Wenn Ihre Mutter regelmäßig den Weg nach Hause nicht mehr findet, das Datum verwechselt oder sich oft in der eigenen Wohnung verläuft, ist dies ein Zeichen, dass sie verstärkt auf Hilfe angewiesen ist. Gerade nächtliche Unruhe oder Verwirrung können zur Gefahr werden, wenn sie beispielsweise unbemerkt das Haus verlässt.

Verlust der Alltagsfähigkeiten

Häufig werden kleine Alltagsaufgaben wie Kochen, Haushaltsführung oder die Körperhygiene vernachlässigt. Wenn Sie merken, dass Ihre Mutter häufiger das Essen anbrennen lässt, Rechnungen verlegt oder Schwierigkeiten hat, die Grundpflege zu bewältigen, sind das deutliche Anzeichen, dass eine Betreuung notwendig werden könnte.

Häufige Stimmungsschwankungen und Verhaltensänderungen

Viele Menschen mit Demenz erleben starke Stimmungsschwankungen oder Veränderungen in ihrem Verhalten. Ihre Mutter kann zum Beispiel misstrauischer, gereizter oder auch aggressiver werden. Diese Veränderungen erschweren den Alltag und können die Pflege erschöpfen, besonders wenn sie alleine für die Betreuung verantwortlich sind.

Gefährdung der eigenen Sicherheit

Eine Demenzerkrankung erhöht das Risiko für Unfälle und Verletzungen. Wenn Ihre Mutter zunehmend stürzt, unvorsichtig mit Elektrogeräten umgeht oder Gefahr läuft, Medikamente falsch einzunehmen, ist eine intensivere Betreuung dringend notwendig.

Selbstvernachlässigung

Oft zeigen sich Vernachlässigung in Form von ungewaschener Kleidung, Unordnung in der Wohnung oder einer nachlassenden Körperpflege. Wenn diese Anzeichen zunehmend werden, kann dies auf eine Überforderung hinweisen, die Unterstützung und eine regelmäßige Betreuung notwendig machen.

Die Formen der Betreuung: Welche Optionen gibt es?

Je nach Schwere der Erkrankung und den Bedürfnissen Ihrer Mutter gibt es verschiedene Betreuungsmodelle, die in Anspruch genommen werden können.

Ambulante Pflegedienste

Viele Demenzpatienten wünschen sich, so lange wie möglich zuhause bleiben zu können. Ambulante Pflegedienste bieten Unterstützung in der Grundpflege, Medikamentenversorgung und leichten hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Sie besuchen Ihre Mutter täglich oder mehrmals wöchentlich und übernehmen die Pflegeaufgaben, die Sie selbst vielleicht nicht leisten können. Ein ambulanter Dienst ist eine gute Lösung für das Frühstadium der Demenz.

Tagespflegeeinrichtungen

Tagespflege bietet eine Betreuung Ihrer Mutter über mehrere Stunden am Tag und entlastet Angehörige. Besonders für Berufstätige ist dies eine Option, die es ermöglicht, dass Ihre Mutter tagsüber betreut wird, während Sie arbeiten. In der Tagespflege wird oft ein abwechslungsreiches Programm geboten, das die geistige Aktivität fördert und für soziale Kontakte sorgt.

Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege

Falls Sie als Hauptbetreuungsperson einmal eine Auszeit benötigen oder aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend ausfallen, können Sie auf die sogenannte Kurzzeit- oder Verhinderungspflege zurückgreifen. Hier wird Ihre Mutter für einige Wochen in einer Pflegeeinrichtung oder auch zuhause (Verhinderungspflege – Attendus)  betreut, während Sie sich erholen können.

Sog. 24-Stunden-Betreuung zuhause

Falls Ihre Mutter eine intensive Betreuung benötigt, kann eine sog. 24-Stunden-Betreuungslösung eine sinnvolle Wahl sein (ATTENDUS® – Häusliche Pflegehilfen-Betreuung zu Hause). Dabei lebt eine Betreuungskraft mit im Haushalt und unterstützt Ihre Mutter im Alltag. Gerade im fortgeschrittenen Stadium der Demenz bietet diese Lösung Sicherheit und ermöglicht es Ihrer Mutter, weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung zu leben.

Pflegeheim

Wenn die Betreuung zuhause nicht mehr gewährleistet werden kann oder Ihre Mutter pflegerisch stark eingeschränkt ist, ist der Umzug in ein Pflegeheim zu erwägen. Pflegeheime sind speziell auf demenziell erkrankte Menschen eingestellt und bieten eine intensive Betreuung und medizinische Versorgung. Für viele Angehörige ist dies eine schwerwiegende Entscheidung, aber in manchen Fällen die sicherste und beste Option.

Abwägen zwischen Eigenbetreuung und professioneller Hilfe

Für viele Angehörige stellt sich die Frage, wie lange sie selbst die Betreuung leisten können und wann die Hilfe durch Profis notwendig wird. Hierbei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

Emotionale und körperliche Belastung: Die Betreuung eines Demenzkranken ist oft emotional und körperlich sehr belastend. Prüfen Sie regelmäßig, ob Sie sich überfordert fühlen oder Ihre eigene Gesundheit leidet.

Zeitliche Verfügbarkeit: Berufliche und familiäre Verpflichtungen lassen oft nicht genug Zeit, um eine umfassende Betreuung zu leisten.

Finanzielle Situation: Die Pflegeversicherung übernimmt in der Regel einen Teil der Pflegekosten. Dennoch sollten Sie die finanzielle Belastung verschiedener Betreuungsmodelle prüfen und die Leistungen Ihrer Mutter im Rahmen der Pflegeversicherung ausschöpfen.

Unterstützung und Beratung in Anspruch nehmen

Für Angehörige von Demenzkranken gibt es vielfältige Unterstützungsangebote. Beratungsstellen, wie etwa die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.: Hilfe und Beratung in Ihrer Nähe) oder das Netzwerk Demenz Stuttgart (Netzwerk Demenz Stuttgart | Start). Pflegestützpunkte oder lokale Sozialverbände, bieten Informationen zu Betreuungsoptionen, Pflegekursen und finanziellen Hilfen. Zudem gibt es Selbsthilfegruppen und Entlastungsangebote, die Ihnen helfen können, den emotionalen Druck besser zu bewältigen und Unterstützung von anderen Betroffenen zu erhalten.

Auf das Wohlbefinden und die Sicherheit achten

Letztendlich ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse und das Wohl Ihrer Mutter zu achten. Sobald die Sicherheit und Lebensqualität Ihrer Mutter gefährdet sind, ist es an der Zeit, eine geeignete Betreuungslösung zu suchen. Dabei kann eine schrittweise Anpassung sinnvoll sein: Viele Betroffene und Angehörige fühlen sich wohler, wenn die Betreuung schrittweise erhöht wird, anstatt direkt in eine umfassende Pflegelösung zu wechseln. Letztlich ist jede Situation einzigartig und erfordert eine individuelle Lösung – der wichtigste Maßstab ist jedoch immer das Wohl und die Sicherheit Ihrer Mutter.

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